Brückenjahr und Auslandsaufenthalte sind ein wichtiges Thema beim Studienkompass. Es lohnt sich vorab mit Erfahrungsträgerinnen und - träger darüber zu sprechen. Sie können Tipps & Tricks verraten und viele Fragen beantworten. Studienkompass-Teilnehmende, die bereits ein Brückenjahr oder einen Auslandsaufenthalt erlebt haben, berichten hier von ihren Erfahrungen.
Lisa, ehemalige Studentin Erziehungswissenschaft, Universität Potsdam ist 2014 mit dem Erasmus-Programm nach Schweden gegangen und hat ein Semester an der Linnaeus Universität (LNU) in Växjö studiert.
Warum Schweden?
Da die skandinavischen Länder in vielen Bereichen der Bildung als Spitzenreiter gelten, fiel meine Wahl für ein Auslandssemester schnell auf Schweden. Auch die schwedische Natur und Kultur stellte für mich ein Anreiz dar. Entscheidend war für mich vor allem die Kurssprache: Englisch. Für meine Bewerbung musste ich ein Englisch B2 Nachweis erbringen, wofür ich vorab einen Englischsprachkurs an meiner Universität belegte. Um mich in Schweden sprachlich nicht ganz fremd zu fühlen, belegte ich auf eigene Kosten einen Schwedisch Kurs an einer Volkshochschule.
Ich habe mich letztendlich für ein Auslandsemester (August 2014 bis Januar 2015) an der Linnaeus Universität (LNU) in Växjö entschieden. Växjö ist eine Kleinstadt und „Hauptstadt“ Smålands. Die Entscheidung fiel auf diese Universität, weil meine Hochschule mit der LNU kooperiert und diese einen guten Ruf bezüglich der Betreuung von internationalen Studierenden hat. Zudem komme ich aus einer Großstadt und wollte unbedingt das studentische Leben in einer Kleinstadt erleben.
"(...) wollte unbedingt das studentische Leben in einer Kleinstadt erleben"
Wohn- und Lebenssituation
Die LNU ist eine Campus Universität. Das bedeutet, dass alle Universitätsgebäude, Studi-Cafés und viele Wohnheime auf einem Gelände sind. Hier spielte sich das studentische Leben ab.
Durch Zufall bekam ich über die sozialen Medien für ca. 450€ ein Einzelapartment in einem modernen Wohnheim auf dem Universitäts-Campus. Die Mieten variieren in Schweden sehr stark. Zwischen 300-600€ kann die monatliche Miete schon mal kosten. Mehrbett-Zimmer in Studierendenwohnheimen sind natürlich günstiger. Mit dem Erasmus-Geld von knapp 300 Euro im Monat, dem Kindergeld und ersparten Rücklagen bin ich jedoch gut mit dem Geld zurechtgekommen.
Das Leben in Schweden ist in einigen Punkten teurer als in Deutschland: Freizeit, Essen gehen, Einkaufen, Wohnen. Wer im Supermarkt Zeit für Preisvergleiche einplant und nicht zum teuersten Lebensmittelkette geht, bezahlt allerdings nicht so viel mehr. Essen gehen ist hingegen sehr teuer, weshalb Studierende vor allem zusammen kochen.
Wie genau funktioniert die Anrechung der Punkte?
Jede Universität bietet eine Infoveranstaltung zum Thema Erasmus an, in der man alle erforderlichen Infos bezüglich Städteangebote, Bewerbung, Ablauf, Papierkram, etc. bekommt. Es gibt einen Bewerbungszeitraum, in dem man sich meistens mit einem Motivationsschreiben und ein paar Daten bewerben muss. Danach erfolgt die Zulassung. Nach der Zulassung erkundigt man sich über das Studienangebot der Zieluniversität im Ausland und schaut, welche Kurse zu welchen Kursen in der Heimatuni passen, sodass man die im Ausland besuchten Kurse auch hier in Deutschland anrechnen lassen kann. Ich habe damals alle besuchten Kurse angerechnet bekommen. Es ist am Anfang sehr viel Papierkram zu erledigen, aber es lohnt sich definitiv!
Studium und studentisches Leben
Das Studium in Schweden unterscheidet sich vom Deutschen. Das Semester ist in vier Perioden aufgeteilt. Jeder Kurs hat eine Dauer von ungefähr 5 Wochen (eine Periode). Ich belegte vier große Kurse, wie bspw. „Cultural aspects and education“ sowie zusätzlich zwei Schwedisch Kurse. In Deutschland habe ich mir fast alle Kurse anrechnen lassen und musste kein extra Semester studieren.
Der Großteil der internationalen Studierenden besuchte gesonderte Erasmus-Kurse in englischer Sprache. Daher war es teilweise herausfordernd, mit schwedischen Studierenden in Kontakt zu treten. Für die Kontaktaufnahme mit einheimischen Studierenden wurde von der LNU ein Buddy- und Friend-Family-Programm angeboten. Auf diesem Weg habe ich eine tolle schwedische Familie kennengelernt, die mich zum Weihnachtsessen einlud und mich in die schwedische Kultur einführte. Bei den insgesamt knapp 800 internationalen Studierenden, die jedes an der LNU studieren, hatten wir, internationalen Studierenden, vor allem Kontakt untereinander aufgebaut. Auf diesem Weg lernte ich nicht nur die schwedische, sondern auch viele andere Kulturen besser kennen.
"Auf diesem Weg habe ich eine tolle schwedische Familie kennengelernt, die mich zum Weihnachtsessen einlud und mich in die schwedische Kultur einführte."
Freizeitangebote
Freizeit kam während meines Erasmus Aufenthalt definitiv nicht zu kurz!
Über das Erasmus Student Network (ESN) habe ich an verschiedenen Veranstaltungen mit anderen internationalen Studierenden teilgenommen, unter anderem an Sportangeboten oder an Reisen nach Lappland inklusive Nordlichter sowie nach Oslo. Die Kosten für solche Reisen halten sich durch ehrenamtliche Mitarbeitende bei ESN vergleichsweise gering. Grundsätzlich habe ich meine Erasmuszeit für viele kleinere Wochenendreisen in andere schwedische Städte genutzt und so das Land erkundet. Ab und zu kam das Studium dadurch etwas zu kurz, aber an meine vielen Erkundungstouren erinnere ich mich definitiv lieber als an zahlreiche Bibliotheksbesuche 😉
Mein Fazit
Ich kann allen ans Herz legen, ein Auslandssemester zu machen. Dort lernst du viele interessante Menschen kennen und vor allem auch jede Menge über dich selbst. Neben Mitstudierenden, lernst du auch andere Studiengänge, Einstellungen und Kulturen kennen. Auch mehr als sechs Jahre später pflege ich noch intensive Kontakte zu meinen damaligen Mitstudierenden. Studieren im Ausland erweitert definitiv den eigenen Horizont!