„Ist doch nur Spaß“ – wenn Mobbing unsichtbar bleibt

Geschrieben am 16.09.2025
von h.remmert


Fast jede Person kennt es: schiefe Blicke, verletzende Kommentare, Tuscheln, wenn man den Raum betritt. Für manche bleibt es bei unangenehmen vereinzelten Momenten, für andere wird es zum konstanten Alltag. Mobbing kann klein beginnen, indem eine Person nicht begrüßt oder von einer Gruppenarbeit ausgeschlossen wird. Das Leid der Betroffenen wird heruntergespielt und die Taten verharmlost mit Sätzen wie „Das ist doch nur Spaß“ oder „Stell dich nicht so an“. Ohne ein Eingreifen kann es zum systematischen Schikanieren werden – über Wochen, Monate, manchmal Jahre hinweg, bis es für die betroffene Person nur noch schwer auszuhalten ist.

Wo Mobbing passiert – und warum es so schwer zu erkennen ist

Mobbing braucht keinen Schulhof als Kontext. Im Sportverein, in Seminarräumen, in der Mensa, im Praktikum, in WhatsApp-Gruppen oder Freundeskreisen kann es zu Mobbing kommen. Also überall dort, wo Menschen zusammenkommen.

Gerade im Studium oder Beruf wird Mobbing oft übersehen, weil es weniger offensichtlich ist. Anstatt, dass eine Person auf dem Flur angerempelt wird, werden ihre Nachrichten ignoriert, Termine nicht weitergegeben oder sie wird konsequent übergangen.

Wie erkenne ich Mobbing – bei anderen oder bei mir selbst?

Die Faustregel ist simpel: Wenn jemand wiederholt ausgeschlossen, abgewertet oder isoliert wird, dann ist es Mobbing. Die Betroffenen beginnen, an sich selbst zu zweifeln. Sie fragen sich: „Liegt das an mir?“ Dabei liegt das Problem nie bei der betroffenen Person.

Folgende Arten von Mobbing gibt es:

  • Soziales Mobbing, z. B. Ausgrenzung und Zurückweisung von oder innerhalb einer Gruppe
  • Verbales und nonverbales Mobbing, z. B. bezogen auf Herkunft, Kleidung, Aussehen oder Alter; Bloßstellen und Kritisieren vor einer Gruppe
  • Körperliches Mobbing, z. B. Anrempeln, Bein stellen, Schubsen, Treten, Schlagen, aber auch Beschädigung von persönlichem Eigentum
  • Sexuelles Mobbing, z. B. anzügliche Kommentare, unerwünschte Berührungen, aber auch Versand sexualisierter Nachrichten und Bilder
  • Cybermobbing, d. h. öffentliches Mobbing in den sozialen Medien, aber auch über private Nachrichten

Häufige Anzeichen dafür sind:

  • Jemand wird ständig belächelt oder nicht ernst genommen.
  • Nachrichten bleiben unbeantwortet, Einladungen kommen nicht an.
  • Leistungen oder Beiträge werden ignoriert oder schlechtgeredet.
  • Beobachtende ziehen sich zurück, weil sie fürchten, selbst Opfer des Mobbings zu werden.

Was tun?

Mobbing isoliert die betroffene Person und es ist oftmals schwer für sie, sich Hilfe zu holen. Deshalb ist Zivilcourage entscheidend, denn Wegschauen stabilisiert das Problem. Zuzuhören, Präsenz zu zeigen oder Betroffene aktiv anzusprechen, kann ein erster Schritt sein. Ein einziger Satz kann dazu führen, dass die betroffene Person sich gesehen fühlt: „Ich habe gesehen, was da passiert – brauchst du Unterstützung?“

Und wenn du selbst betroffen bist: Du bist nicht das Problem. Es gibt Beratungsstellen, die Schulsozialarbeit, psychologische Dienste oder Organisationen wie Zeichen gegen Mobbing e. V., die dir helfen können. In dem folgenden Artikel findest du mehr Möglichkeiten, wie du Zeichen gegen Mobbing setzen und Hilfe für dich selbst oder Bekannte holen kannst: Artikel Zeichen gegen Mobbing