Während meines Masterstudiums (Gitarre) in Frankfurt war der Start in Deutschland alles andere als einfach. Ohne Deutschkenntnisse und mit einem knappen Budget musste ich schnell einen Nebenjob finden. Nach einigen erfolglosen Versuchen – unter anderem scheiterte ich bei einem Lieferservice an einer telefonischen Bewerbung, weil ich einfach nichts verstand – fand ich schließlich über eBay Kleinanzeigen eine Möglichkeit, die perfekt zu mir passte: Hundesitten. Die Hunde hatten keine hohen Sprachanforderungen und den Besitzerinnen und Besitzern war es auch egal, dass mein Deutsch noch holprig war. So begann mein neuer Alltag: Jeden Morgen, pünktlich um sieben, machte ich mich auf den Weg, um eine ältere French-Poodle-Dame abzuholen. Sie war ruhig, liebenswürdig und hatte definitiv mehr Geduld mit mir als jeder Mensch damals.
Während der Spaziergänge machte ich das Beste aus der Zeit. Ich hatte meine Vorlesungen aufgenommen und hörte sie noch mal durch, um alles besser zu verstehen. Außerdem hörte ich die Langsamen Nachrichten der Deutschen Welle – perfekt für Anfängerinnen und Anfänger – und verbrachte die Fahrten im Zug mit Duolingo, um mein Deutsch zu verbessern. Man könnte sagen, die Hunde waren meine ersten Zuhörer und vielleicht auch meine ersten „Schüler“.
Der Job war eine regelmäßige Routine während des Semesters und ich genoss die frische Luft, die Bewegung und die Gesellschaft der Hunde. Finanziell war es keine Goldmine – 10 bis 12 € pro Stunde –, aber es reichte, um das Nötigste zu kaufen und mich über Wasser zu halten.
In den Sommerferien wechselte ich zu einem Job als Gärtner. Das hieß: Pflanzen schneiden und Äpfel ernten – Unmengen an Äpfeln! Es war eine völlig andere Erfahrung, aber genau wie das Hundesitten hatte es seinen Charme und half mir, Deutschland und seine Kultur besser kennenzulernen.
Rückblickend waren diese Nebenjobs nicht nur eine praktische Möglichkeit, etwas Geld zu verdienen, sondern auch eine wertvolle Lektion in Anpassung und Selbstorganisation. Besonders das Hundesitten hatte seine Vorteile: flexible Arbeitszeiten, entspannte Kollegen (die Hunde natürlich!) und viel Zeit, um mein Deutsch zu verbessern. Klar, bei Regen früh raus zu müssen war nicht ideal, aber diese Zeit hat mich geprägt und mir geholfen, meinen Weg in einem neuen Land zu finden.
Erfahrungsbericht: Nebenjob als Hundesitter
Geschrieben am 13.01.2025