Mein Name ist Juliane und ich freue mich, dir von meinem Nebenjob als Stadtführerin zu berichten!
Ich bin eher auf den Job gestoßen worden, als dass ich ihn mir gesucht hätte. Der Mann einer Kommilitonin war Chef eines touristischen Unternehmens und da ich Kunstgeschichte und Geschichte studierte, sind sie beide an mich herangetreten und für mich hat es thematisch super gepasst. Es war also nicht nur ein schnöder Job, sondern ich hatte Spaß am Thema und habe auch noch etwas gelernt.
Was habe ich genau gemacht? Ich habe vor allem Schulgruppen, die in Berlin auf Klassenfahrt waren, zu verschiedenen Themen durch die Stadt geführt. Mitunter waren es aber auch Touristinnen und Touristen aus dem Ausland (dann waren die Führungen auf Englisch) oder Mitarbeitende von Unternehmen. Zu den verschiedenen Touren gehörten beispielsweise „Das historische Berlin“, „Leben mit der Mauer in Berlin“ oder „Jüdisches Berlin“.
Die Routen waren jeweils grob vorgegeben, ebenso die Dauer von 1,5 bis 2 Stunden. Die Inhalte habe ich mir selbst erarbeitet. Das heißt, ich musste auch eine gewisse Vorbereitungszeit in die Recherche und das Üben des Vortrags investieren. Nach kurzer Zeit lief aber alles sehr routiniert.
Ein Vorteil dieses Jobs war, dass ich mir meine Arbeitszeit relativ frei einteilen konnte. Ich habe monatlich oder manchmal auch spontan Anfragen von der Firma bekommen und habe die Aufträge angenommen, die in meinen Stundenplan an der Uni bzw. in meine freie Zeit passten. Die Touren fanden auch ganzjährig statt, waren also nicht saisonabhängig.
Außerdem fand ich den Verdienst sehr gut: Für zwei Stunden Führung habe ich 70 Euro netto bekommen, manchmal auch noch 10 oder 20 Euro Trinkgeld dazu. Das war so einiges mehr, als ich zuvor bei anderen Studijobs bekommen hatte.
In der Zeit war ich als Selbstständige beim Finanzamt gemeldet. Ich musste also meine Arbeit beim Auftraggeber in Rechnung stellen und auch eine Steuererklärung machen. Das ist etwas mehr Arbeit, als wenn man angestellt ist, hat mich aber auch relativ früh mit Steuerangelegenheiten vertraut gemacht.
Zudem fand ich toll, dass man viel in Bewegung und draußen unterwegs war – eine gute Abwechslung vom Unialltag. Wenn es regnete, war es natürlich weniger schön.
Mir hat der Job sehr dabei geholfen, meine Scheu abzulegen, vor großen Gruppen zu sprechen. Das war zwar immer wieder aufregend, hat mir aber sowohl für die Referate in der Uni als auch für den weiteren Lebensweg viel gebracht.
Man sollte sich bewusst sein, dass man laut sprechen können muss und sich auf verschiedene (Alters-)Gruppen einstellen können muss. Nicht bei allen kann man das gleiche Allgemeinwissen voraussetzen, sodass man mitunter die Wortwahl anpassen muss oder etwas mehr oder weniger erklären muss als bei anderen. Meist merkt man in den ersten 5–10 Minuten, wie die Gruppe drauf ist und passt dann seinen Vortrag an. Das fand ich immer sehr spannend.
Wer also einen Nebenjob sucht, bei dem man mit verschiedensten Menschen zu tun hat, flexible Arbeitsstunden hat und auch noch etwas Geschichtliches lernt, dem kann ich die Arbeit als Stadtführerin bzw. Stadtführer sehr empfehlen.