1. Förderjahr - Auf geht’s!
Mit der Aufnahmefeier, dem ersten Gruppentreffen und Workshop startet ihr in eure gemeinsame Studienkompass-Zeit. Die Teilnehmenden erhalten erste wichtige Einblicke ins Programm, stellen erste Überlegungen an, wie ihre Zukunft aussehen könnte und schließen Kontakte zu anderen in ihrer Gruppe. Auch ihr als Mentoring-Team geht gemeinsam eure ersten Schritte, lernt die Teilnehmenden und eure ehrenamtlichen Kolleginnen und Kollegen besser kennen und setzt gemeinsam Veranstaltungen um.
Die Freude darüber, dass es jetzt endlich losgeht mit dem Studienkompass und die Motivation, sich aktiv am Programm zu beteiligen, ist bei den Teilnehmenden groß. Mit diesen Tipps könnt ihr als Mentorinnen und Mentoren gut auf die Anfangsmotivationswelle aufspringen:
Teambuilding
Gemeinschaft macht stark! Das gilt sowohl für die Teilnehmenden als auch für euch als Mentoring-Team. Ein gutes Teambuilding schafft Vertrauen und eine positive Arbeitsgrundlage für die nächsten drei Jahre. Nehmt euch dafür sowohl als Ehrenamtlichen-Team, als auch mit eurer Studienkompass-Gruppe, immer wieder Zeit. Man kann ganze Treffen nur zu diesem Thema planen oder bei allen Regionaltreffen kleine Rituale einführen, die die Gruppendynamik stärken. Was beim Teambuilding zu beachten ist und welche Methoden euch hier helfen, findet ihr hier.
Zeit nehmen und aktiv den Kontakt suchen
Eure Anwesenheit ist wichtig! Nutzt die ersten Treffen, um möglichst viele eurer Teilnehmenden kennenzulernen. Stellt Fragen, seid offen und ansprechbar und geht auch auf Teilnehmende zu, die von sich aus zurückhaltender sind. Oft muss man auch mehr als einmal „den ersten Schritt machen“: die Teilnehmenden müssen sich erst daran gewöhnen, dass nun Erwachsene ehrenamtlich an ihrer Seite stehen und ein Gefühl für diese Beziehung bekommen. Seid hier also besonders aktiv und sucht den Kontakt. Auch Einzelgespräche/Coachings mit Teilnehmenden anzubieten, bietet eine gute Gelegenheit den Kontakt zu intensivieren. In jedem Fall ist es wichtig im ersten Jahr viel Beziehungsarbeit zu leisten und einen guten Kontakt herzustellen, auf den man in der Zukunft aufbauen kann.
Das richtige Maß finden
Damit die Anfangseuphorie nicht in Erschöpfung endet, ist es wichtig, realistisch zu bleiben und sich nicht zu viel vorzunehmen. Welche zeitlichen Kapazitäten habt ihr im Mentoring-Team, welche Rolle will und kann jede(r) einnehmen? Welche zeitlichen Kapazitäten haben die Teilnehmenden? Besprecht gerade auch im Ehrenamtlichen-Team gut, wer was einbringen kann oder wenn ihr zu bestimmten Zeiten euer Engagement reduzieren müsste, z.B. wegen Prüfungszeiten. Es ist wichtig, hier offen miteinander zu sein und sich frühzeitig abzustimmen, damit im Team keine Enttäuschung entsteht.
2. Förderjahr
Zu Beginn der Förderung sind viele Fragen und Anliegen, die die Teilnehmenden einbringen, ähnlich: „Wie kann ich mehr über Ausbildungsberufe und Studiengänge erfahren?“ „Wie kann ich ein Studium finanzieren?“ „Studieren, wie geht das überhaupt?“ Im Laufe der Zeit differenzieren sich Fragen, Anliegen und Interessen stetig aus; zu Beginn des 2. Förderjahres wissen manche Teilnehmende schon ganz genau, wo es für sie nach dem Abitur hingehen soll, andere sortieren noch verschiedene Optionen und manche sind noch (oder wieder) orientierungslos. Insgesamt merkt man in diesem Jahr auch den kontinuierlich ansteigenden Druck durch das näherkommende Abitur, die Schule rückt wieder mehr in den Fokus und Zeit für Gruppentreffen wird knapper. Darauf solltet ihr im 2. Förderjahr achten:
Individuelle Bedarfe aufgreifen
Die Vielfalt an Situationen und Fragestellungen, die die Teilnehmenden nun mitbringen, stellt die Anforderung an euch als Mentorinnen und Mentoren, Zeit und Aufmerksamkeit für die Begleitung der individuellen Bedarfe einzuplanen: Wo steht der einzelne Jugendliche? Was braucht er/sie um den nächsten Schritt zu machen? Wie könnt ihr sie jeweils dabei unterstützen? Nutzt hier sowohl Zeit bei Gruppentreffen, um einen Einblick in den aktuellen Stand jedes Jugendlichen zu bekommen, als auch individuelle Formate wie Einzelgespräche. Auch eine kurze WhatsApp-Nachricht oder ein Anruf kann helfen, gut in Kontakt zu bleiben und mitzubekommen, was die Teilnehmenden gerade brauchen. Hier Bedarf es durchaus Geduld, weil sich Pläne und Orientierungsstände gerne mehrmals ändern. Bleibt an diesem individuellen Entscheidungsprozess dran! Auch bei Teilnehmenden, die sich schon ganz sicher sind, lohnt es sich, gemeinsam noch einmal genau auf die Situation zu schauen: Wie hat sich der Teilnehmende informiert und entschieden? Wenn das Studienfach schon klar ist, ist es sinnvoll, jetzt schon Gedanken über Finanzierung, Wohnort etc. zu machen? Hat der Teilnehmende einen Plan B, wenn es mit seinem Erstwunsch nicht klappt?
Gemeinsam reflektieren
Zu allen Zeiten im Studienkompass ist es wichtig, gemeinsam immer wieder darauf zu schauen, was das Förderprogramm jedem/jeder Teilnehmenden bringt. In dieser Zeit, wenn häufig andere Themen wie die schulischen Leistungen besonders im Fokus sind, ist es gut, diese Reflexion besonders proaktiv anzugehen: Was ist der Mehrwert für mich? Was bräuchte ich noch, damit ich noch mehr profitiere? Welche Fragen habe ich eigentlich wirklich noch, für die ich Unterstützung brauche? Regt die Teilnehmenden an, darüber nachzudenken und schaut dann gemeinsam, wie ihr die Angebote gestalten wollt, damit jede/jeder etwas mitnehmen kann – und die Förderung auch euch als Mentorinnen und Mentoren Spaß macht.
Gruppen- und Gemeinschaftsgefühl aufrechterhalten
Spätestens in der zweiten Hälfte des Förderjahrs finden aufgrund des Schuldrucks meist weniger Veranstaltungen statt. Nutzt die erste Hälfte des Jahres deswegen besonders für Gruppentreffen, die thematisch für alle wichtig sind. Auch bietet es sich an, in der Zeit, in der die Schule viel Stress verbreitet, informellere Treffen wie z.B. Stammtisch anzubieten, die helfen Kontakt zu halten und durch den Austausch mit Peers ein Unterstützungsgefühl entstehen zu lassen, aber nicht so viel Vorbereitungsaufwand haben und die Hürde für eine Teilnahme nicht so hochsetzen. Nicht immer muss „gearbeitet“ werden – man kann auch einfach mal mit viel Spaß zusammensitzen und von der aktuellen Situation erzählen. Oft sammeln Teilnehmende so auch schon viele Ideen, wie man mit bestimmten Themen umgehen kann.
Erfolge feiern
Das Mantra, sich große und kleine Erfolge bewusst zu machen und daraus auch Energie für die nächsten Schritte zu ziehen, ist grundsätzlich wichtig. Ein besonders großer Schritt für eure Teilnehmenden ist aber natürlich das Abitur! Ihr erinnert euch sicherlich selbst auch noch daran, wie wichtig dieser Schritt war und wie viel Arbeit er gekostet hat. Nehmt euch also bewusst mit der Gruppe Zeit diesen Erfolg auch zu feiern! Gestaltet mit der Gruppe gemeinsam oder als Überraschung für die Gruppe ein kleines Event: das kann alles vom gemeinsam Grillen über Kanu-Tour und Escape-Room sein – es sollte den Anklang haben, dass ihr alle euch gemeinsam belohnt. Denn nicht nur für die Teilnehmenden ist das ein großer Schritt, sondern auch für euch als Mentorinnen und Mentoren geht eine wichtige Phase zu Ende: Eure Teilnehmenden haben das Abitur erfolgreich in der Tasche und nun kommt der nächste Schritt – den ihr die letzten zwei Jahre mit ihnen vorbereitet habt.
3. Förderjahr
In der Zeit zwischen Abifeier und dem ersten Treffen danach findet ein unglaublicher Entwicklungsschub statt: Waren die Teilnehmenden gerade noch Abiturienten, sind sie jetzt plötzlich Erstsemestler, mitten im Arbeitsalltag im Ausbildungsbetrieb angekommen oder gerade in Tansania beim FSJ. Der Moment, wenn man sie alle wiedersieht/hört und so viel über die neue Lebenswelt erfährt, ist immer beeindruckend!
Für die Teilnehmenden selbst kann die aktuelle Lebenssituation ganz unterschiedlich sein: manche sind schon gut angekommen, fühlen sich wohl mit ihrer Entscheidung und waren schon im ersten Hochschulsport-Kurs. Andere fühlen sich vielleicht (noch) nicht wohl, hadern ganz generell mit ihrer Entscheidung, der neuen Wohnsituation oder haben das Gefühl, ihre Leistung ist nicht gut genug. Jede Person durchlebt Veränderung anders und benötigt hier eine ganz individuelle Begleitung – hier baut ihr auf die Beziehung auf, die ihr in den zwei Jahren davor geschaffen habt. Viele erleben zunächst ein Überforderungs- und Stressgefühl, weil es so viel Neues gibt, es schwierig ist Altes und Neues (z.B. alte Freunde, neue Freunde, Familie) auszubalancieren, das neue System zu verstehen und neuen Anforderungen gerecht zu werden.
Insgesamt ändert sich die Zusammensetzung eurer Gruppe: Manche Teilnehmende pausieren, weil sie im Ausland sind, manche ziehen für Ausbildung und Studium an einen anderen Ort, von anderen Studienkompass-Standorten kommt jemand neues dazu, weil er/sie an eurem Standort seine Ausbildung absolviert.
Kontakt in der Gruppe halten
Nicht alle Teilnehmenden bleiben vor Ort, dennoch ist es schön in der Gruppe Kontakt zu halten und voneinander mitzubekommen, wo es jeden Einzelnen nach dem Abitur hingeführt hat. Ein Format, was hier toll funktioniert, ist eine Newsletter, der wöchentlich verschickt wird: Die Termine werden unter den Teilnehmenden verteilt und jede Woche berichtet eine Person aus ihrem „neuen“ Leben, gerne können auch Fotos geteilt werden. Toll ist es, wenn eine Stimmung entsteht, in der Teilnehmende auch berichten, was sie vielleicht als besondere Herausforderung erleben oder was vielleicht auch mal nicht geklappt hat – auch das gehört einfach dazu. Und natürlich könnt auch ihr selbst berichten, wo ihr gerade steht – denn auch bei euch wird sich in drei Jahren Förderung so einiges tun. Wichtig ist es, hier immer auch die Personen zu integrieren, die neu in die Gruppe dazu kommen – sei es in analogen oder in digitalen Formaten. Ermöglicht hier ein Kennenlernen und viel Austausch. Wie man sonst Kontakt halten kann findet ihr in diesem Beitrag hier.
Teilnehmende im Pausenjahr nicht vergessen
Gerade die Teilnehmenden profitieren auch davon, wenn ihr in Kontakt bleibt. Häufig ist bei den Teilnehmenden, die ein Brückenjahr machen, der Orientierungsprozess noch nicht abgeschlossen und in diesem Jahr ändert sich häufig auch noch sehr viel. Fragt hier gerne auch mal nach und helft den Teilnehmenden, dieses Thema nicht völlig aus den Augen zu verlieren – außerdem kann man so auch oft tolle Geschichten und Fotos von dort mitbekommen, wo sich die Teilnehmenden gerade aufhalten.
Veränderung der eigenen Rolle bewusst machen
Auch für euch als Mentorinnen und Mentoren ändert sich die Rolle, die ihr an der Seite der Jugendlichen innehabt: Vorher wart ihr Begleitende eines intensiven Orientierungs- und Entscheidungsprozesses, jetzt ist dieser Prozess erstmal abgeschlossen (…wir alle wissen, diese Prozesse kommen im Leben noch öfter wieder). Die Teilnehmenden kommen in ihrer neuen Lebenssituation an und haben vielleicht gar nicht mehr so viele Fragen wie vorher. Vielleicht tauchen sie auch erstmal ab in diesen neuen Kosmos und suchen nicht von selbst den Kontakt – für sie ist ein ganz zentrales Ziel der Teilnahme am Förderprogramm erstmal geschafft: sie haben eine Entscheidung getroffen und sind jetzt da, wo sie hinwollten!
Dennoch seid ihr auch in dieser Lebenssituation gefragt, indem ihr euch als Begleitende für den Veränderungsprozess anbietet: erste Erfolge feiert, euch mit euren Teilnehmenden freut, wenn neue Schritte geschafft sind. Und natürlich vor allem auch für die da seid, die vielleicht erstmal Schwierigkeiten haben. Gerade hier ist es toll, wenn eine Mentorin und ein Mentor immer wieder nachfragt und Unterstützung anbietet – wenn es nicht so gut läuft, ist es häufig schwierig, von selbst nach Hilfe zu fragen. Bleibt präsent und bietet euch an! Besprecht am Besten im Ehrenamtlichen-Team, wer wen anspricht/anschreibt, damit niemand verloren geht.