Erfahrungsbericht: Spurensuche im Baskenland mit dem zis-Reisestipendium

Geschrieben am 09.01.2023
von Pia Faustmann


Vier Wochen. Mehr als fünftausend Kilometer. Zwei Sprachen. Ein Thema.

Im Juni 2022 brach ich auf ins Baskenland, mit nicht viel mehr im Gepäck als einem viel zu schweren Rucksack, einem Kopf voller Fragen und einer nervös-kribbelnden Vorfreude im Bauch. Der Juni 2022 markiert den Beginn meiner zis-Reise und damit eines Sommers voller großer und kleiner Abenteuer, den ich bis zur letzten Minute noch für unmöglich gehalten hatte.


Von der zis-Stiftung, die Reisestipendien an Jugendliche zwischen 16 und 20 Jahren vergibt, habe ich das erste Mal über den Studienkompass erfahren. Inspiriert von Robins Erzählungen im Podcast „Raus in die Welt“, war auch ich ziemlich schnell wild entschlossen, mich zu bewerben. Im Zentrum der Bewerbung steht dabei das selbst gewählte Thema, das den Schlüssel zu Land und Leuten darstellt und einen über die gesamte Reise hinweg begleitet. In meinem Fall war es die Frage nach den Zukunftsperspektiven der baskischen Sprache, auch Euskara genannt. Sie gilt als die älteste Sprache Europas, ohne Verwandtschaft zu irgendeiner anderen indogermanischen Sprache und ihr genauer Ursprung sowie Überleben gibt Forschenden bis heute Rätsel auf. Seit meiner ersten Begegnung mit dem Euskara im Spanischunterricht ist meine Faszination für diese einzigartige Sprache samt ihrer Einbettung in den kulturellen und politischen Kontext des Baskenlandes ungebrochen und mir war klar, dass eine zis-Reise die ideale Möglichkeit sein würde, mehr darüber zu herauszufinden. 



Nach monatelanger Vorbereitung, einem Seminar im Kloster Salem am Bodensee und der langersehnten Zustimmung meiner zis-Mentorin, ging es schließlich los. Vier Wochen lang bereiste ich den spanischen Teil des Baskenlandes, von kleinen Fischerdörfern an der Atlantikküste bis hin zu den Großstädten Bilbao, San Sebastián und Pamplona. Ich besuchte die weltberühmten San Fermines und traf die unterschiedlichsten Menschen, die sich für die Erhaltung des Baskischen einsetzen. Dabei erkannte ich schnell, dass das Thema noch viel politischer, weitreichender und persönlicher ist als ich je gedacht hätte.


Mit zis zu reisen ist rückblickend das Herausforderndste, Einschüchterndste, Überraschendste, Berührendste und Erfüllendste, was ich bisher in meinem Leben gemacht habe. Ich habe mit Menschen gesprochen, denen ich andernfalls wahrscheinlich nie begegnet wäre, bin an meine Grenzen gekommen, habe sie oftmals überwunden, meine Perspektive auf Sprache und Identität nachhaltig verändert und mich dabei so lebendig wie lange nicht gefühlt. Allein zu reisen kann zunächst einschüchternd wirken, doch es hat mich selbstbewusster gemacht und mir gezeigt, welch positive Überraschungen man erleben kann, wenn man sich nur traut, auf andere Menschen zuzugehen.

Im Nachhinein erscheint es mir manchmal fast, als wäre es eine andere Person gewesen, die durch die Straßen Bilbaos oder Vitorias gewandert ist, Treffen geplant und Interviews geführt hat. Doch gleichzeitig sind da immer wieder diese Erinnerungen, die wie Seifenblasen in denkbar unerwarteten Moment in mir aufsteigen und zu leuchten beginnen.



Allen, die nun das Fernweh gepackt hat, kann ich nur empfehlen, sich ebenfalls auf das zis-Stipendium zu bewerben! Bei Fragen meldet euch gerne, dann können wir uns gemeinsam hinaus in die Welt träumen. 

Zum Schluss möchte ich noch ein Zitat anfügen, das mir die Lehrerin einer Baskischschule mit auf den Weg gab und das für mich ziemlich gut das Motto dieser gesamten unvergesslichen Reise zusammenfasst:

“Herria da gorputza eta hizkuntza bihotza.“  –
„Das Land ist der Körper, aber die Sprache ist das Herz.“

Angelina Schülke



Weitere Informationen zum zis-Reisestipendium findest du in diesem Artikel.

Noch mehr spannende Erfahrungsberichte zum Thema Brückenjahr findest du hier und in unserer Podcastreihe Raus in die Welt.