Ein sehr gutes Abitur. Ein in Regelstudienzeit durchgezogenes Studium. Arbeitsalltag.
Die perfekt geradlinige Laufbahn von der Schule, zum Studium bis zum Berufsalltag ist das, was den meisten als der erfolgreichste Weg geschildert wird: In der 10. Klasse schon zu wissen, in welche berufliche Richtung es mal gehen soll und die Leistungskurse darauf abzustimmen. Dann das Abitur mit Bravour bestehen, um an der Wunsch-Uni immatrikuliert zu werden. Den Studiengang in Regelstudienzeit zu bestehen und nebenher schon Berufserfahrung sammeln, um den Berufseinstieg zu erleichtern.
Sich mit 16 oder 17 Jahren zu entscheiden, was man für den Rest des Lebens machen möchte, ist ein großer Schritt. Für manche funktioniert das ohne Probleme. Für andere ist die Idee, sich mit 16 für einen Lebensweg zu entscheiden, eine unmögliche Aufgabe.
Ich hatte mit 16 Jahren den Wunsch, Chemie zu studieren. Daraufhin habe ich die Leistungskurse Chemie und Mathe gewählt. Glücklicherweise hatte meine Schule eine Kooperation mit der TU Dresden, bei der wir, im Rahmen unserer Chemie-AG, in den Unilaboren experimentieren konnten und Vorlesungen besucht haben. Dort musste ich feststellen, dass ein Chemie-Studium nicht den Vorstellungen entsprach, die ich für mein Leben hatte.
Nach meinem Abitur war ich dann zwar an der TU Dresden immatrikuliert, jedoch für einen Bachelor in Anglistik und Geschichte. Doch die Wahl meiner Leistungskurse bereue ich nicht. Diese Erfahrung hat mir dabei geholfen, einen Weg auszuschließen. Manchmal ist es ein großer Schritt nach vorn, zu wissen, was man definitiv nicht machen will.
Es ist also nicht schlimm, auch einmal neben dem Pfad zu wandeln oder einen Abzweig zu nehmen, der nicht geradlinig ist. Der eine Plan, den man mit 16 hatte, muss nicht der Plan sein, den man mit 18, 23 oder 30 immer noch hat.
Wichtig ist zu erkennen, warum man einen Lebensweg wählt.
Sind meine Stärken und Schwächen berücksichtigt? Bereitet mir mein derzeitiges Leben Freude und kann ich meinen Ansprüchen gerecht werden? Habe ich das volle Potenzial aus der Situation geschöpft?
Antworten auf diese Fragen kann man nur erhalten, wenn man Dinge probiert oder aus einer anderen Sichtweise betrachtet. Sich die Zeit nimmt, sich eine andere Version von sich selbst vorzustellen.
Mit 18 hatte ich fest im Kopf, dass ich mit 23 meinen Master abgeschlossen habe und anfange zu arbeiten. Heute mit 23 habe ich meinen Bachelor in der Hand, einen Auslandsaufenthalt erlebt, ganz viele Erfahrungen aus Praktika und meiner ausgedehnteren Zeit an der Uni gesammelt und fange meinen Master jetzt erst an. Und das finde ich super so!
Carolin Alice Schenk