Pädagogische Beziehungsarbeit

Geschrieben am 03.11.2020
von Pia Faustmann


Die Beziehungsarbeit zwischen den Mentoring-Teams und den Teilnehmenden ist ein wichtiges Element für eine gelingende Förderung, da sie u.a. die Motivation und Teilnahme der Jugendlichen unterstützt.  Was eine gute pädagogische Beziehung ausmacht und wie man sie aufbauen und stärken kann, erfährst du in diesem Artikel.

 



Wer ist gemeint?


Wenn wir im Rahmen der Studienkompass-Förderung von Beziehungsarbeit sprechen, meinen wir die pädagogische Beziehung zwischen einzelnen Studienkompass-Teilnehmenden und den Mentorinnen und Mentoren sowie zwischen den Teilnehmenden einer Gruppe und dem Mentoring-Team. Es geht also nicht um die Beziehung zwischen den Teilnehmenden (Gruppendynamik) oder innerhalb des Mentoring-Teams.

 



Was ist eine pädagogische Beziehung?


Im Gegensatz zu einer freundschaftlichen oder familiären Beziehung ist die pädagogische Beziehung zwischen den Ehrenamtlichen und den Teilnehmenden zweckgebunden (Unterstützung bei der Studien- und Berufsorientierung, Begleitung am Übergang in eine neue Lebensphase nach Beendigung der Schule) und zeitlich begrenzt (Ende Förderzeit).

Außerdem enthält sie ein Machtgefüge, das in der Rolle der Mentorinnen und Mentoren begründet ist und sich aus der Wissensdifferenz zwischen den Teilnehmenden und Ehrenamtlichen ergibt – die Mentorinnen und Mentoren haben einen Lebens- und Erfahrungsvorsprung! Das geht auch mit einer Verantwortung den Jugendlichen gegenüber einher.

 



Warum ist eine gute Beziehung wichtig?


Es lohnt sich, sich mit pädagogischer Beziehungsarbeit zu befassen und diese aktiv zu gestalten, weil...

  • Selbstwert und Selbstwirksamkeit der Teilnehmenden gestärkt werden (insgesamt pos. Einfluss auf Persönlichkeitsentwicklung).
  • die Bindung zum Mentoring-Team und zum Studienkompass gestärkt wird. 
  • mehr Motivation und Verlässlichkeit erzeugt wird, was sich wiederum positiv auf die Teilnahme an Treffen usw. auswirkt. 
  • sich die Teilnehmenden eher trauen, mit Fragen auf die Mentorinnen und Mentoren zuzugehen.

 



Was macht eine gute pädagogische Beziehung aus?


Für eine gewinnbringende und stabile pädagogische Beziehung sollte man die folgenden Werte aktiv verfolgen und umsetzen:

  • Interesse
  • Vertrauen
  • Zutrauen
  • Anerkennung
  • Wertschätzung
  • Kontinuität
  • Ehrlichkeit
  • Authentizität
  • Feedback
  • Verlässlichkeit
  • Gleichrangigkeit („auf Augenhöhe“)

 



Was können wir konkret machen?


Achtet bei der Planung von Treffen darauf, Gelegenheiten für informelle Gespräche zu schaffen. Das kann z. B. in den Pausen oder nach den Treffen sein oder im Zoom-Meeting bevor der inhaltliche Teil startet. Hier kann man aktiv auf die Teilnehmenden zugehen, Gespräche suchen und plaudern.

Dabei ist es wichtig, ehrliches Interesse zu zeigen, indem man…

  • neugierig ist (Was machst du, wenn du nicht grad bei einem Regionaltreffen bist?).
  • auf persönliche Dinge eingeht (Wie geht es deinen Bonsaibäumchen?).
  • sich mitfreut und mit fiebert (z. B. bei der Führerscheinprüfung).
  • nachfragt und Bezug auf vorherige Gespräche nimmt.

Stellt vor allem offene Fragen, um besser ins Gespräch zu kommen. Mehr zum Thema Kommunikation findet ihr auch im Artikel Kommunikative Kompetenz


Eure Wertschätzung gegenüber einzelnen Teilnehmenden und der Gruppe gegenüber könnt ihr zeigen, indem ihr beispielsweise…

  • kleine Abi-Carepakete verschickt,
  • statt einer Eventeinladung per WhatsApp zu besonderen Anlässen auch mal physische Einladungskarten versendet,
  • Mut-mach-Videobotschaften zu den Abiprüfungen aufnehmt,
  • Geburtstagsgrüße verschickt oder
  • Erfolge und positive Erlebnisse mit der ganzen Gruppe teilt.

Im Umgang mit den Teilnehmenden solltet ihr als Mentorinnen und Mentoren ein Vorbild sein. Es ist wichtig verlässlich zu sein und auf Nachrichten zu reagieren oder ggf. zu antworten: “Ich habe grad keine Zeit und antworte dir später. Erinnerst du mich daran?” Auch bei einem Treffen bei Zoom sollten sie ihr Video an machen und die Reaktionszeichen (z. B. Gehörlosenapplaus oder Daumen hoch) aktiv praktizieren. 

Gemeinsame Erlebnisse schweißen zusammen und sind gut für die pädagogische Beziehung. Versucht euch zusätzlich zu den Inhalten auch Zeit für Informelles und Spaß zu nehmen und wenn es nur die Kugel Eis nach einem Regionaltreffen ist. Die Möglichkeiten sind vielfältig:

Noch mehr Anregungen gibt es im Artikel Teambuilding und geselliges Beisammensein.

Versucht ein Wir-Gefühl zu schaffen, indem ihr z. B. ein gemeinsames Lied, einen Gruppenslogan oder Symbol habt. Auch Routinen und Traditionen unterstützen das Wir-Gefühl.