In diesem Bericht geht es um die Erfahrungen einer Person als Stipendiatin bei der Friedrich-Ebert-Stiftung (FES). Sie berichtet vom Bewerbungsverfahren und davon, welche Vorteile und Pflichten das Stipendium mit sich bringt. Viel Spaß beim Lesen!
Das Bewerbungsverfahren bei der FES und meine Tipps für dich
Bevor du dich für ein Stipendium bewirbst, informiere dich über die Bewerbungsfristen. Die Unterlagen müssen häufig bis zu einem bestimmten Zeitpunkt im Jahr eingereicht werden. Bei der FES ist das z. B. für Studienanfängerinnen und -anfänger vor oder zu Beginn des ersten Semesters (Wintersemester: bis zum 31. Oktober, Sommersemester: bis zum 30. April). Wer schon länger studiert hat und kurz vor ihrem oder seinem Abschluss steht, kann sich häufig leider nicht mehr bewerben. Also informier dich frühzeitig!
Die FES ist eine politische Stiftung, die der SPD nahesteht. Bei keiner politischen Stiftungen ist eine Parteimitgliedschaft Pflicht. Ich bin auch kein SPD-Parteimitglied. Trotzdem sollte man ähnliche Werte wie der Stipendiengeber vertreten. Bei der FES sind das unter anderem: Sozialdemokratie, Arbeiterschaft/Gewerkschaften und Bildungsgerechtigkeit.
Die FES gehört zu den 13 Begabtenförderwerken in Deutschland. Das bedeutet nicht, dass du Bestnoten brauchst. Gute Noten schaden nicht, aber im Bewerbungsverfahren wird auf viel mehr geachtet.
Das Bewerbungsverfahren läuft in 5 Schritten ab:
1. Schritt: Online-Bewerbungsformular ausfüllen
Dafür braucht die FES:
- Allgemeine Angaben zu deiner Person
- Angaben zu deinem beruflichen und familiären Hintergrund
- Angaben zu deiner Motivation, FES-Stipendiatin bzw. -Stipendiat zu werden
- Angaben zu deinem gesellschaftspolitischen Engagement
- Tipp: Die FES fördert bevorzugt Frauen, Erstakademikerinnen und -akademiker (das sind viele Studienkompass-Teilnehmende) und Studierende der MINT-Fächer.
- Tipp: Die FES ist eine politische Stiftung. Du solltest dich nicht nur gesellschaftlich engagieren (z. B. Nachhilfe geben), sondern auch politisch. Das muss kein Engagement in der Partei SPD sein. Ich war z. B. aktives Mitglied bei der Menschenrechtsorganisation Amnesty International. Du kannst dich aber z. B. auch bei einer Gewerkschaft einbringen oder bei den politischen Hochschulparteien.
- Tipp: Auch wenn du dich noch nicht politisch engagierst, aber zeigen kannst, dass du dies in Zukunft vorhast, lohnt sich eine Bewerbung. Zeig, dass du dich für andere einsetzt, z. B. als Klassensprecher oder als Trainerin in deinem Sportverein.
2. Schritt: Unterlagen und Gutachten einreichen
- Ausführlicher Lebenslauf mit Informationen über die bisherige Ausbildung und das gesellschaftspolitische Engagement
- Zeugnisse, Hochschulzugangsberechtigung, Immatrikulationsbescheinigung, sonstige Nachweise
- Ausführliches Motivationsschreiben
- Zwei Gutachten von Hochschullehrenden (bei Studierenden) bzw. Lehrkräften (bei Studienanfängerinnen und -anfängern)
- Tipp: Als Schülerin oder Schüler hast du häufig engen Kontakt zu deinen Lehrkräften. Frag sie nach einem Gutachten für ein Stipendium; sie kennen dich gut und möchten das Beste für dich. Wenn du Studentin oder Student bist, lernst du vielleicht Dozierende in kleinen Seminaren kennen. Dann trau dich und sprich sie auf das Gutachten an. In Massenstudiengängen wie Jura, BWL oder Medizin lernt man Professorinnen und Professoren häufig nicht persönlich kennen. Du kannst aber immer Dozierende nach dem Unterricht ansprechen, ihnen eine E-Mail schreiben oder in ihre Sprechstunde gehen, um in Kontakt mit ihnen zu kommen.
3. Schritt: Das erste Auswahlgespräch
- Das Gespräch findet mit einer Vertrauensdozentin bzw. einem Vertrauensdozenten aus deinem Fachbereich statt.
- Ich habe Jura studiert und mich mit einer Richterin über das Aufwachsen als Arbeiterkind und die Positionen von Frauen in juristischen Berufen unterhalten.
- Tipp: Meiner Erfahrung nach brauchst du kein spezielles Wissen aus deinem Studiengang, aber du solltest begründen können, warum du dich für dieses Studium entschieden hast und welche beruflichen Ziele du anstrebst.
4. Schritt: Das zweite Auswahlgespräch
- Das Gespräch findet mit einer Person aus dem Auswahlausschuss statt.
5. Schritt: Entscheidung durch den Auswahlausschuss
- Du bekommst nach spätestens drei Monaten eine Zu- oder Absage.
Tipp: Die FES gibt dir zu jedem Schritt detaillierte Informationen und eine Anleitung, wie du dich auf die Gespräche vorbereiten kannst. Informiere dich hier und schau dir vor der Bewerbung auch das Stipendienprogramm und die Friedrich-Ebert-Stiftung im Internet genau an.
Was bekomme ich als Stipendiatin bzw. Stipendiat bei der FES und was sind meine Pflichten?
Du bekommst Geld! Grundlage für die Berechnung des Stipendiums ist das BAföG. Stipendiatinnen und Stipendiaten können demnach bis zu 855 € im Monat erhalten. Eine Grundförderung von 300 € bekommen alle, unabhängig vom Einkommen der Eltern. Du erhältst eine Ansprechperson für Fragen zur finanziellen Förderung.
Du bekommst Kontakte! Es gibt in allen größeren Unistädten eine Regionalgruppe für die Stipendiatinnen und Stipendiaten. Dort veranstaltet ihr regelmäßige Treffen zum Kennenlernen und Austauschen. Ihr organisiert auch Veranstaltungen zu politischen und gesellschaftlichen Themen. Jede Gruppe hat eine Ansprechperson für die Betreuung der Geförderten. Außerdem gibt es ein Einführungsseminar, bei dem dir das Förderprogramm erklärt wird.
Du wirst persönlich und in deiner Fachrichtung gefördert! Die FES bietet viele spannende Seminare an, z. B. zur Arbeitswelt der Zukunft oder zur sozialen Marktwirtschaft. Es gibt viele Seminare im Bereich Journalismus und für deine Berufsorientierung. Ich habe z. B. an einem Seminar zu Berufsfeldern in der Entwicklungszusammenarbeit teilgenommen.
Bring dich in die Stiftung ein! Nutze die Stiftung, um dich selbst zu entfalten. Du kannst Seminarvorschläge machen, dich in der Vertretung der Stipendiatinnen und Stipendiaten engagieren oder Gruppensprecherin bzw. -sprecher deiner Regionalgruppe werden.
Das wird von dir erwartet: Du bist verpflichtet, jedes Jahr bei ein bis zwei Seminaren des Seminarangebots mitzumachen und so am Stiftungsleben teilzunehmen. Sieh es als Möglichkeit und nicht als Pflicht. Außerdem musst du jedes Jahr einen Kurzbericht und einen ausführlichen Bericht zu deinem Förderjahr schreiben. Darin erzählst du, wie es im Studium läuft, wie das Stipendium dir hilft, wo du in der FES aktiv bist und welches gesellschaftspolitische Engagement du zurzeit ausübst und was du dir für das nächste Semester vornimmst.
Das Stipendium war klasse – wie kann ich es weiter nutzen?
Die FES fördert nicht nur ein Bachelorstudium, sondern auch ein Aufbaustudium, also einen Master und eine Promotion (Doktorarbeit). Besprich deine Pläne immer eng mit deiner Stipendiumsbetreuerin bzw. deinem Stipendiumsbetreuer. Wenn du einmal in der FES als Stipendiatin bzw. Stipendiat aufgenommen wurdest, ist es einfach, einen Antrag auf Weiterförderung zu stellen. Du musst dich nicht neu bewerben. Ich habe nach dem Jurastudium in Deutschland einen Masterstudiengang in Spanien belegt. Die FES hat mir die Studiengebühren und die Auslandskrankenversicherung gezahlt, die Reisekosten bezuschusst und jeden Monat eine Auslandspauschale von 300 € gezahlt.
Sei mutig und bewirb dich – es lohnt sich!
Bei Fragen kannst du dich jederzeit bei deiner Regionalkoordinatorin melden.