Seid ihr schonmal über den Studiengang Wirtschaftspsychologie gestolpert und habt euch gefragt, was das eigentlich genau ist? Oder habt ihr sogar schonmal einem Wirtschaftspsychologen bei seinen leidenschaftlichen Ausführungen zu seinem Studiengang gelauscht und hattet trotzdem keinen blassen Schimmer, was man da eigentlich lernt? Dann möchte ich versuchen, euch mit diesem Artikel die Wirtschaftspsychologie – liebevoll auch WiPsy genannt – näherzubringen und eine Erklärung für die Faszination für dieses Fach zu geben.
Studiengangsvorstellung
Die Wirtschaftspsychologie ist eine noch recht junge Disziplin, die gemeinsam von der Hochschule Harz und der ehemaligen Fachhochschule Lüneburg entwickelt und 1998 erstmals von der Hochschule Harz angeboten wurde. Sie nimmt eine immer wichtigere Rolle in den unterschiedlichsten Bereichen heutiger Wirtschaftsunternehmen ein. Denn das Fach vereint Kenntnisse und Fähigkeiten zu wichtigen Aspekten der Wirtschaft mit dem Wissen über die im und vor allem zwischen Menschen ablaufenden psychologischen Prozesse. Konkret gesagt, kann man den Studiengang in zwei grobe Disziplinen unterteilen: Zum einen gibt es den Marktbereich, zum anderen können sich Studierende auf den Personalbereich spezialisieren.
Beide Bereiche beschäftigen sich unter anderem mit Fragestellungen zu den Beziehungen zwischen verschiedenen Personen, dem Verhalten von Menschen in unterschiedlichen Situationen oder auch der Motivation von Menschen zu bestimmten Handlungen, bezogen auf den Kontext „Markt“ oder den Kontext „Personalwesen“. Dabei untersuchen WiPsys auf wissenschaftlich-empirischer Basis die Hintergründe der Fragestellungen und formulieren daraus Untersuchungsergebnisse, die sie in Zusammenarbeit mit Personen anderer wirtschaftlicher Teilbereiche umsetzen.
Studiumsverlauf
Das Studium der Wirtschaftspsychologie wird ausschließlich an Hochschulen angeboten und lehrt das Wissen aus drei Disziplinen. So vermittelt es grundlegendes Wissen und Fähigkeiten der BWL, umfangreiche Kenntnisse der Statistik, sowie tiefgreifende Erkenntnisse und Fähigkeiten der Psychologie und legt großen Wert darauf, die Synergien der Bereiche offenzulegen und sie den Studenten greifbar und anwendungsnah beizubringen. Da der Studiengang „Wirtschaftspsychologie“ nicht an jeder Universität genau gleich aufgebaut ist, schließt man den Studiengang entweder als Bachelor of Science – bei einem stärkeren Fokus auf die psychologischen Prozesse und Forschung – oder als Bachelor of Arts – bei einem stärkeren Fokus auf die wirtschaftlichen Zusammenhänge – ab.
Zu Beginn des Studiums lernen die Studierenden, wie in vielen anderen Studiengängen auch, die Grundlagen aller Teilbereiche des Studiengangs. Erst in den fortgeschrittenen Semestern haben die Studierenden dann die Wahl, sich auf einen der Teilbereiche zu spezialisieren. Hat man sich für einen der beiden Bereiche entschieden, stehen den Studierenden wieder je nach gewählter Spezialisierung weitere Vertiefungen zur Auswahl. So können sich Studierende der Marktvertiefung vor allem auf Werbe- und Konsumentenpsychologie, Marketing oder Marktforschung spezialisieren und die Studierenden der Personalvertiefung vor allem aus den Teildisziplinen der Personalauswahl, der Personalentwicklung, dem Changemanagement oder Coaching wählen. In allen Studiengängen ist meist mindestens ein (Auslands-) Praktikum verankert, um die erlernten Fähigkeiten praktisch zu erproben.
Die Einzigartigkeit des Studiengangs
Wirtschaftspsychologie vereint, wie kein zweites Studium, die wissenschaftlichen Erkenntnisse der Psychologie mit dem wirtschaftlichen Nutzen. So lernen Studierende zum Beispiel, wie sie Mitarbeiter durch die richtige Motivation zu Höchstleistungen pushen können, mit welchen Methoden sie Bewerber in Gesprächen umfangreich einschätzen, wie sie Gespräche mit Menschen führen – um persönliche berufliche Schwierigkeiten abzuwenden, welche Geruchsstoffe die Kaufentscheidungen von Kunden beeinflussen, wie unterschiedlich Menschen auf die gleiche Werbung reagieren oder welche Präferenzen Konsumenten bei bestimmten Produkten haben.
Der Studiengang ist gerade wegen seines psychologisch-wirtschaftlichen Grundgerüstes ein auf weite Strecken sehr praxisnaher und auch praxisorientierter Studiengang, in dem die Studierenden immer genau wissen, wie sie die Inhalte im Berufsleben anwenden können. So werden ganze Semester von Praxisprojekten bestimmt, in denen die Studierenden klassische Workshops zur Teamentwicklung entwerfen oder auch eine völlig neue Marke einer Produktlinie konzipieren. Bei all dem wird den Studierenden Raum für ihre Kreativität gegeben, wenn sie zum Beispiel ein Training zur Stärkung „Interkultureller Kompetenzen“ gestalten sollen oder in einer studentischen Befragung Verbesserungsideen für das Campusleben erforschen. Durch die zumeist enge Zusammenarbeit von Hochschulen mit regionalen Unternehmen werden die Projekte häufig gemeinsam mit diesen durchgeführt, wodurch die angehenden Wirtschaftspsychologen bereits während ihres Studiums in Berührung mit der Arbeitswelt kommen und so einmalige und wertvolle Einblicke gewinnen können.
Alles in allem bietet das Studium der Wirtschaftspsychologie genau die richtige Mischung aus theoretischen Grundlagen und praktischen Methoden, spannender Abwechslung und immer neuen Denkanstößen, um direkt nach dem Bachelor erfolgreich in den Beruf einzusteigen und als Experte auf dem eigenem Gebiet zu fungieren.
- von Tom Schulz, ASk e.V.