Wer wird gefördert?
Studienstipendien fördern Studierende, die an einer staatlich anerkannten Hochschule in Deutschland eingeschrieben sind und in Vollzeit studieren. Stipendien fördern jedoch ausschließlich ein Erststudium. Studierst du also im Bachelor Pharmazie und bewirbst dich auf ein Stipendium, so darfst du zu diesem Zeitpunkt noch keinen Bachelorabschluss haben und im Vorfeld auch nicht bereits mehrere Semester in einem anderen Studienfach eingeschrieben gewesen sein. Ein Studiengangwechsel, der im Rahmen der ersten zwei Semester erfolgt, ist allerdings kein Problem. Wenn du nach deinem Bachelor noch einen Master in derselben Studienrichtung machen möchtest, dann kann dieser ebenfalls durch ein Stipendium gefördert werden und gilt nicht als Zweitstudium.
Mittlerweile fördern die meisten Stipendiengebenden auch ein Duales Studium. Studiengebühren privater Universitäten oder Bildungseinrichtungen werden allerdings nicht durch Stipendien gefördert. Grund dafür ist, dass Stipendien meist durch öffentliche Mittel finanziert werden und somit ausschließlich ein reguläres Studium an einer staatlichen Hochschule fördern können. Viele private Hochschulen, die Gebühren erheben, bieten jedoch Finanzierungsmodelle an oder gewähren in besonderen Fällen einen Teilerlass der Studiengebühren.
Welche Stipendienprogramme gibt es?
Es gibt ganz unterschiedliche Stipendien, die Studierende fördern.
Fachspezifische Stipendien werden meist von Hochschulen oder Forschungsinstituten vergeben und fördern zielgerichtet Studierende ausgewählter Studienfächer.
Es gibt zielgruppenspezifische Förderprogramme, die bestimmte Personengruppen unterstützen, wie zum Beispiel Erstakademiker*innen, Studierende mit Migrationshintergrund oder auch Studierende, die an chronischen Krankheiten leiden oder eine Behinderung haben.
Zudem gibt es sogenannte zweckgebundene Stipendien, die beispielsweise einen Studienaufenthalt im Ausland, ein Masterstudium oder auch eine Promotion fördern.
Generell wird zwischen regionalen und bundesweiten Stipendienprogrammen unterschieden.
Bei Studienstipendien gibt es Voll- und Teilstipendien. Vollstipendien beinhalten sowohl eine ideelle als auch eine finanzielle Förderung. Die ideelle Förderung soll die Stipendiatinnen und Stipendiaten bei ihrer Persönlichkeitsentwicklung unterstützen und ihnen die Möglichkeit geben, sich weiterzubilden. Im Rahmen der ideellen Förderung besuchen Stipendiatinnen und Stipendiaten Workshops und Seminare zu verschiedenen Themenbereichen, vernetzen sich mit interessanten Persönlichkeiten aus dem Umfeld ihres Förderers und knüpfen somit wertvolle Kontakte für ihre weitere Zukunft. Bei der finanziellen Förderung erhalten Stipendiatinnen und Stipendiaten monatlich finanzielle Leistungen, die sich an den offiziellen BAföG-Sätzen orientieren. Das bedeutet aber nicht, dass du kein Stipendium bekommen kannst, wenn du nicht für eine BAföG-Förderung in Frage kommst. In diesem Fall erhältst du einen monatlichen Mindestbetrag. Im Rahmen der finanziellen Förderung können zudem Zuschüsse für Studienreisen oder die Teilnahme an Fachkonferenzen beantragt werden.
Beispiele für Studienstipendien sind:
- 13 Begabtenförderungswerke, mehr Infos dazu unter: www.stipendiumplus.de
- Deutschlandstipendium, wird von den Hochschulen direkt vergeben, mehr Infos dazu hier: www.deutschlandstipendium.de
- Fachspezifische Stipendien und Promotionsstipendien, mehr dazu: hier
- Regionale Stipendienprogramme, wie bspw. Exzellenzinitiative in Bayern für Abiturientinnen und Abiturienten mit hervorragenden Noten
- SBB Aufstiegsstipendium für Auszubildende, die nach ihrer Berufsausbildung studieren möchten: www.sbb-stipendien.de
Eine unabhängige Beratung bietet der Stipendienkompass.
Was sind die Auswahlkriterien?
Die Auswahlkriterien und Bewerbungsvoraussetzungen für Stipendien unterscheiden sich je nach Förderer. Für die meisten Stipendien gibt es aber zwei wichtige Hauptauswahlkriterien: ein kontinuierliches und aussagekräftiges ehrenamtliches Engagement und gute bis sehr gute Schul- oder Studienleistungen.
Ist ein Notendurchschnitt von 1,0 Voraussetzung für ein Stipendium?
Ehrenamtliches Engagement
kann ganz unterschiedlich aussehen. Du kannst dich zum Beispiel als Klassen- oder Schulsprecherin und Schulsprecher engagieren, in der Uni-Fachschaft tätig sein, in einer Partei oder bei einem kirchlich-sozialen Träger mitarbeiten, Vereinsarbeit als Kinder- und Jugendtrainerin/-trainer leisten oder auch ein Familienmitglied pflegen. All das sind Möglichkeiten, sich ehrenamtlich zu engagieren.
Gute bis sehr gute Schul- oder Studienleistungen
gelten als Auswahlkriterium, um motivierte Bewerberinnen und Bewerber zu finden, die bereit sind, zielstrebig auf ihren Studienerfolg hin zu arbeiten. Durchschnittliche Noten können aber zum Beispiel durch ein besonders aussagekräftiges und intensives ehrenamtliches Engagement ausgeglichen werden.
Neben diesen beiden Kriterien spielt auch die Performance im Auswahlgespräch oder Assessment Center bei der Bewerberauswahl eine wichtige Rolle. Stipendiengebende suchen keine „Fachidioten“, sondern engagierte, motivierte Persönlichkeiten, die zielstrebig sind und ihren eigenen fachlichen und persönlichen Horizont erweitern möchten. Die großen deutschen Stiftungen haben zudem ein Interesse daran, Studierende aus unterschiedlichen sozialen und kulturellen Kontexten sowie aller Fachbereiche und Hochschulformen zu fördern. Du solltest dich also nicht entmutigen und von den Bewerbungsvoraussetzungen für ein Stipendium abschrecken lassen. Im Endeffekt kannst du bei Auswahlgesprächen für Stipendien, wie bei anderen Bewerbungsgesprächen auch, mit Persönlichkeit und Charisma Punkte sammeln und überzeugen.
Wie sehen die Bewerbungsverfahren für Stipendien aus?
Die Bewerbungsverfahren für Stipendien sind sehr unterschiedlich. Allerdings ähneln viele Komponenten denen, die wir auch von Bewerbungen für Praktika oder Jobs kennen. Je nach Vorgabe der Stipendiengebenden kannst du dich online oder schriftlich bewerben. In Ausnahmefällen musst du von einer/einem Schuldirektorin/Schuldirektor oder Hochschulprofessorin/Hochschulprofessor vorgeschlagen werden.
Im ersten Schritt reichst du deine Bewerbungsunterlagen fristgerecht ein oder lädst diese im Online-Bewerbungsportal des Stipendiengebenden hoch. Die Bewerbungsunterlagen beinhalten in der Regel schriftliche Nachweise der Studien- und Schulleistungen sowie des ehrenamtlichen Engagements, einen tabellarischen oder ausformulierten Lebenslauf, ein Motivationsschreiben und ggf. noch Gutachten oder auch ein Empfehlungsschreiben. Nach dem Einreichen der schriftlichen Unterlagen folgt meist noch ein persönliches oder telefonisches Auswahlgespräch.
Für manche Stipendien werden im Anschluss an die Auswahlgespräche noch alle Kandidatinnen und Kandidaten, die in die engere Auswahl gekommen sind, zu einem Assessment Center eingeladen. Dort müssen sich die Bewerbenden den Fragen einer Jury stellen und in Kleingruppen gemeinsam Aufgabenstellungen lösen oder zu aktuellen Themen diskutieren.
Bei der Vielzahl an Stipendien- und Fördermöglichkeiten ist es wichtig, genau zu prüfen, welches Stipendium am besten zu dir passt. Daher empfiehlt es sich, im Vorfeld ausführlich zu recherchieren, welche Wertvorstellungen der Stipendiengebende vertritt und welche Ziele die Stiftung verfolgt. Fällt es dir sehr schwer, dich mit der inhaltlichen Werten des Förderers zu identifizieren, ist dies meist ein eindeutiges Anzeichen dafür, dass du noch nicht das passende Stipendium gefunden hast. Wenn du ein Stipendienprogramm gefunden hast, das dir auch von der ideellen Förderung her zusagt und in dem du dich wiederfindest, fällt es dir auch leicht, eine authentische und aussagekräftige Bewerbung zu schreiben.
Für das Anfertigen der Bewerbungsunterlagen solltest du dir ausreichend Zeit nehmen und dich an die formalen Vorgaben des Stipendiengebenden halten. Alle formalen Kriterien sowie die Bewerbungsfristen und Ansprechpersonen kannst du auf der Webseite des Förderers recherchieren. Eine gründliche und umfassende Vorbereitung ist bei der Stipendienbewerbung entscheidend. Es gibt viele Unterstützungsangebote, die hilfreiche Tipps geben und mit Informationen bei der Stipendienbewerbung unterstützen. Eine gute Vorbereitung und Recherche ist nicht nur gut, um sich ausführlich auf ein Auswahlgespräch oder Assessment Center vorzubereiten, sondern kann auch dabei helfen, Prüfungsängste abzubauen.