Von Leseratten und digitalen Weltenbummlern – mein ehrenamtliches Engagement

Geschrieben am 31.05.2020
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Ehrenamtliches Engagement? Das beschränkte sich in meinen Augen lange Zeit auf Kinderkirche, Schüler-mit-Verantwortung-Gremien oder die Freiwillige Feuerwehr. Und so sehr ich die Menschen auch bewundere, die sich regelmäßig in diesen Bereichen einbringen, so wenig sah ich mich selbst in einer ähnlichen Rolle. Schon klar, es macht mir Spaß, mit anderen Gleichgesinnten zusammenzuarbeiten, andere für das zu begeistern, was mir selbst auch am Herzen liegt. Doch dass dies bereits der erste Schritt hin zum Ehrenamt sein kann, war mir lange kaum bewusst.


Angefangen hat wohl alles mit einem Brief des Schulleiters, in dem das Jugendbegleiterprogramm meiner inzwischen ehemaligen Schule vorgestellt wurde. Ich war gerade in die neunte Klasse gekommen und zu diesem Zeitpunkt bereits langjähriger Stammgast in der Schulbücherei. Als ich daher von einem freien Platz im Bibliotheksteam hörte, war schnell klar, dass ich dort unbedingt mitmachen wollte.

Dass die darauffolgenden Erfahrungen eindeutig zu den schönsten meiner Schullaufbahn gehören und das Schulbücherei-Team wie eine kleine Familie für mich werden würde, damit hatte ich zu Beginn allerdings nicht gerechnet. Doch es hat mir einfach unglaublich viel Spaß gemacht, gemeinsam mit meinen Kolleginnen und Kollegen neue Bücher für das Sortiment auszuwählen, Werbeplakate zu designen oder jüngere Schülerinnen und Schüler mit Lesetipps zu versorgen. Hatte ich Ehrenamt zuvor auch durchaus mit Verpflichtungen in Verbindung gebracht, konnte davon für mich nun kaum die Rede sein. Natürlich trägt man Verantwortung, aber das Schöne an einem Ehrenamt ist ja, dass man sich frei aussuchen kann, in welchen Bereichen und für welche Umgebung man das gerne übernehmen möchte. Das Erfüllende daran ist, dass man ein Ehrenamt dafür nutzen kann, um sich Zeit für die eigenen Leidenschaften zu nehmen und diese mit anderen zu teilen.



Wirklich bewusst wurde mir das allerdings erst mit dem Beginn meiner Mitwirkung an Civics Unplugged. Das ist eine internationale Non-Profit-Organisation mit Sitz in New York, die es sich ursprünglich zum Ziel gemacht hat, das demokratische System in den USA zu verändern und die politische Teilhabe junger Menschen zu stärken. Dazu durchlaufen ausgewählte Teilnehmende zunächst ein dreimonatiges digitales Coachingprogramm bevor sie Teil einer großen Alumni-Community werden. Möglichkeiten, sich innerhalb dieses Rahmens einzubringen, gibt es viele: Alumni können beispielsweise wöchentliche Gesprächsrunden mit aktuellen Fellows moderieren, Fundraising-Kampagnen mitplanen oder selbst an einer Vielzahl an Veranstaltungen, spontanen Hangouts oder virtuellen Podiumsdiskussionen zu Themen wie Meinungsfreiheit oder Global Governance teilnehmen.

Aufmerksam geworden bin ich auf darauf über die Hello World App, eine wunderbare Plattform, auf der in unregelmäßigen Abständen international ausgerichtete Programme oder Stipendien ausgeschrieben werden. Und erst im Nachhinein wird mir klar, was für eine einschneidende Veränderung der Beginn meines Engagements bei Civics Unplugged eigentlich für mich bedeutet hat. Zum ersten Mal entwickelte ich ein Bewusstsein dafür, wie viel Kraft und Motivation man aus der Interaktion mit Gleichgesinnten aus allen Ecken der Welt ziehen kann. Die unterschiedlichsten Backgrounds bereichern den Austausch nur und es ist schön zu erleben, wie man dazu ermutigt wird, Eigeninitiative zu ergreifen und groß zu denken. Gewissermaßen ist es für mich wie eine Weltreise von meinem Schreibtisch aus. Und gerade in Pandemiezeiten ist das ein unglaubliches Geschenk.


Seitdem bin ich von dem Thema Demokratie nicht mehr wirklich losgekommen und so ist meine Mitwirkung an Civics Unplugged auch ein gutes Beispiel dafür, wie eines zum anderen führen kann. Mittlerweile bin ich nämlich auch Teil der bundesweiten Planungsgruppen für das Demokratiefestival der aim.


Ehrenamt ist das, was dich wirklich erfüllen kann. Überlege dir, für welche Werte du einstehst, was du in deiner regionalen oder unserer globalen Gesellschaft verändern möchtest und suche dir die Menschen, die deinen Gestaltungswillen und deine Inspirationen teilen. Dann landest du vielleicht schneller in einem Ehrenamt als dir wirklich bewusst ist. Ich kann dir versichern: Es lohnt sich!