Studienort Niederlande

Geschrieben am 31.07.2020
von Pia Faustmann


Seit der Einführung des Bachelor-Master-Systems wird dein Uni-Abschluss in ganz Europa anerkannt, das bedeutet, dass du nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa studieren kannst. Mehr als 25.000 deutsche Abiturientinnen und Abiturienten entscheiden sich jedes Jahr für ein Studium in den Niederlanden , mehr Deutsche verschlägt es nur nach Österreich. Die Niederlande, unser nordwestliches Nachbarland, sind ein flächenmäßig kleines Land an der Nordsee. Mit seinen mehr als 15 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern zählt das Land jedoch zu den am dichtesten besiedelten Gebieten der Welt. Die Niederländer sind ein sehr gastfreundliches Volk und legen viel Wert auf gute Bildung. Es gibt 13 Universitäten und diverse Fachhochschulen, von denen viele international einen sehr guten Ruf genießen.

 



Lebenshaltungskosten
Die Lebenshaltungskosten im Land der Grachten und Tulpen sind im Durchschnitt etwas höher als in Deutschland, vor allem Wohnraum ist in den Städten teuer und schwer zu finden. Hinzu kommt, dass es in den Niederlanden Studiengebühren gibt – die Kosten belaufen sich auf 2.209 € pro Jahr (Stand 2022/23).  
 

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  • Die Studiengebühren erscheinen auf den ersten Blick hoch, doch die Studierenden bekommen dafür auch einiges geboten. Überfüllte Hörsäle und keinen Platz in der Uni-Bibliothek gibt es an niederländischen Unis nicht. Der Unterricht findet größtenteils in Kleingruppen auf Basis des Problem-Based-Learning-Konzepts statt, bei dem Studierende selbst aktiv werden und die Dozierenden eher eine ratgebende Funktion einnehmen. Die Unterrichtsräume und Bibliotheken sind mit moderner Technik ausgestattet. 
  • Im ersten Jahr zahlen  Studierende aus der EU nur  die Hälfte der Studiengebühren. Empfangende des deutschen Auslands-BAföG bekommen die Studiengebühren im ersten Jahr zudem als Vollzuschuss, das heißt diese Summe muss später nicht zurückgezahlt werden. Mehr zum Thema Auslands-BAföG findest du hier
  • Wer kein Auslands-BAföG bekommt, kann die vergleichbare niederländische Studie Financering (StuFi), auf die unabhängig vom Einkommen der Eltern ein Anspruch besteht, beantragen. Das gilt auch für EU-Bürger*innen, sofern sie in den Niederlanden jobben und dabei entweder mindestens 56 Stunden pro Monat arbeiten oder ein monatliches Einkommen von mindestens 545,86€ bzw. für unter 21-Jährige 148,25€ beziehen (Stand 2022). Das Gute daran ist, dass StuFi-Empfangende gleichzeitig eine Art Semesterticket, die OV-Chipkaart, erhalten. Sie können sich dann aussuchen, ob sie den ÖPNV in der Woche kostenlos und am Wochenende und an Feiertagen vergünstigt nutzen möchten – oder andersrum. 

 


Flop
  • Die Lebenshaltungskosten sind natürlich abhängig vom Wohnort und Lebensart, aber Restaurantbesuche, Freizeiteinrichtungen oder auch Autofahren sind für viele schon Luxus. Die Niederländer fahren allerdings ohnehin viel lieber mit dem Fahrrad und wirklich jeder hat ein oder mehrere Fahrräder. Geld sparen kannst du, indem du auf dem Wochenmarkt und im Kringloopwinkel (Second-Hand-Laden) einkaufst.   
  • In den Niederlanden eine Wohnung zu finden, ist nicht ganz einfach und auch teurer als in Deutschland, vor allem in den beliebten Studentenstädten Amsterdam, Utrecht und Rotterdam. Als angehende Studentin oder angehender Student trägst du dich am besten frühzeitig bei der örtlichen Studentenwohnheim-Vermittlung ein oder suchst online nach einer Bleibe wie z. B. hier. Das Anlegen eines Profils bei der örtlichen Studentenwohnheim-Vermittlung kostet leider auch direkt eine Gebühr und oftmals sind die Wartezeiten sehr lang. Aber die Mühe lohnt sich, denn mit Niederländer zusammen zu wohnen, macht sehr viel Spaß – ein bekanntes Sprichwort lautet: „Gezelligheid kent geen tijd“ (was auf Deutsch so viel bedeutet wie: Die Zeit vergeht wie im Flug, wenn man in guter Gesellschaft ist).

 



Studentenleben


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  • Es klingt vielleicht unglaublich, aber mehr als 90% der niederländischen Studiengänge sind zulassungsfrei! Anstelle des Numerus Clausus gibt es in den Niederlanden den Numerus Fixus (NF). Der Numerus Fixus gibt die Anzahl der vorhandenen Studienplätze vor. Übersteigt die Anzahl der Bewerber die tatsächlich vorhandenen Studienplätze, entscheidet das Los. Um dich z. B. für ein Psychologie-Studium zu bewerben, brauchst du lediglich das bestandene Abitur und eventuell ein Quäntchen Glück, der Notendurchschnitt ist egal. 
  • Die meisten Dozierenden lassen sich von ihren Studierenden duzen und bieten ihnen gelegentlich an, gemeinsam das Wochenende mit einem traditionellen „Vrijdagmiddagborrel“ (Drinks und Snacks am Freitagnachmittag) einzuläuten.  
  • In den Grenzstädten Maastricht, Enschede und Nijmegen gibt es viele englischsprachige Bachelor-Studiengänge, die sich gut zum Sammeln von Auslandserfahrungen eignen. Englisch ist generell die Unterrichtssprache der meisten Master-Studiengänge.
  • Ein ganz besonderer Tag ist der Koningsdag am 27. April, an dem sich das ganze Land in Orange hüllt, in allen Straßen Flohmärkte organisiert werden und bis in die frühen Morgenstunden die Monarchie gefeiert wird. 
  • Wenn du Glück hast und es im Winter kalt genug ist, kannst du auf den Grachten Schlittschuhlaufen und gemeinsam mit dem ganzen Land auf eine Fortführung der „Elfstedentocht“ hin fiebern, ein Natureis-Langstreckenrennen im Eisschnelllauf entlang von elf Städten in der Provinz Friesland. Das Großereignis fand zum letzten Mal im Jahr 1997 statt und zog rund 17.000 Läuferinnen und Läufer sowie 1,5 Millionen Zuschauende an.

 


Flop
  • Achtung: die Bewerbungsfrist für ein zulassungsfreies Studium endet am 1. Mai (hier geht’s zur Anmeldung). Für Studiengänge mit Numerus Fixus endet die Deadline bereits am 15. Januar.
  • Die niederländische Kultur lernst du erst richtig kennen, wenn du dir die Mühe machst, die Sprache zu erlernen. Da Niederländisch und Deutsch sehr ähnlich sind, gibt es für Deutsche spezielle Sommerkurse, mit deren Bestehen man auch die Zulassung für ein niederländischsprachiges Studium erwirbt. Der Studienanfang auf Niederländisch ist nicht ohne, aber machbar. 

 


Wenn du dich für einen Studienort in den Niederlanden entschieden hast, kannst du die Infotage der jeweiligen Hochschulen besuchen, um Studiengänge und Dozierende persönlich kennenzulernen. Außerdem bieten die meisten Hochschulen deutschsprachige Websites und Studienberatungen speziell für Interessierte aus Deutschland an.

 



Weitere Informationen


Wenn du mehr über die Niederlande als Studienort erfahren möchtest, dann findest du weitere Informationen hier:
www.studieren-in-holland.de 
www.daad.de
www.studienscout-nl.de 
www.studierenplus.de 
​www.studis-online.de