Wie ich mein Studium durch Selbstorganisation besser auf die Reihe bekomme

Geschrieben am 31.03.2020
von t.meier


Wer kennt es nicht: Semesterstart, die Uni ruft wieder und erwartet organisatorische und gedankliche Höchstleistungen. Sei es der lückenhafte Stundenplan mit freier Zeit, die sich schwer sinnvoll füllen lassen, oder der Stoff der einzelnen Fächer, der die eigene Freizeit durch Prokrastination verdrängt. Vielleicht ist es ja auch der Fakt, dass kaum eine Universität damit rechnet, dass man neben dem Studium Geld verdienen muss.

Egal was es ist, jeder Student kennt Stress. Nicht alles im Griff zu haben, was eigentlich getan werden müsste, ist ein weit verbreitetes Phänomen unter Studenten, vielleicht aber auch unter Menschen generell. Doch wie schafft man es Universität, Arbeit, Ehrenämter, Freunde, Beziehung, Sport und ausreichend Schlaf in eine Woche mit 168 Stunden zu packen? Und wann zur Hölle soll man sich um den immer weiter anwachsenden Wäscheberg kümmern?

Für viele beginnt dieses Problem schlichtweg mit Überforderung. Wenn ich mich konstant mit 25317 Dingen auseinandersetzen muss, die sich immer und immer wieder in den Vordergrund schieben, dann komme ich nirgendwo richtig vorwärts. Leider ist es nie so, dass ein fest definiertes vor einem steht, dass man einfach abarbeitet und dann ist gut. Meistens muss man sich die genaue Aufgabenstellung der Arbeit oder Aufgaben selbst definieren, um voran zu kommen. Und meistens sind aus auch wir, die festlegen, wann etwas abgeschlossen ist (ganz tückisch für die Perfektionisten unter uns!).

Das ist auch schon ein sehr wichtiger Punkt: Sich klarzumachen, was eigentlich erreicht werden soll. Das steckt die Rahmenbedingungen der Aufgabe ab. Möchte ich im Fach Energiespeichertechnologien eine 1 vor dem Komma als Note haben oder reicht es mir, den Stoff zu verstehen und wiedergeben zu können? Ist mein Ziel, acht Stunden in der Bibliothek zu sitzen und auf meine Notizen zu Starren oder bin ich zufrieden, wenn ich Kapitel 4 vor dem Mittagessen draufhabe? Allein durch die Umstrukturierung der Gedanken auf das definierte Ziel entsteht eine Entlastung der Psyche zusammen mit einer Konditionierung der großen, nicht bewältigbar scheinenden Aufgabe. Es entstehen kleinere Ziele, die nach und nach abgearbeitet werden können und zwischenzeitlich für ein Fortschrittsgefühl sorgen. Es liegt nicht an der Zeit, wenn etwas nicht vorankommt, sondern daran, dass diese nicht definiert sind.

Wenn ich nun festgelegt habe, was meine Aufgabe denn ist, heißt das noch lange nicht, dass ich diese entspannt angehen kann. Ich muss mich immer noch mit den 25316 anderen Aufgaben in meinem Kopf rumschlagen. Es heißt, diese aus meinem Kopf zu bekommen. Egal wie, wichtig ist nur diese nicht mehr dauernd vor Augen schwirren zu sehen. Das kann beispielsweise ein Notizbuch sein, ein Eingangskorb, Whiteboard oder eine App sein. Wichtig ist nur, dass die Aufgaben physisch aus deinem Kopf ausgelagert worden sind.

Anschließend kann man sich auf diesen Aufgabenberg stürzen und ihn durcharbeiten, das heißt priorisieren: Kann ich diese Aufgabe direkt erledigen? Muss ich auf eine Antwort einer anderen Person warten? Muss ich überhaupt etwas machen oder darf ich es nur nicht vergessen? Nur durch dieses ordnen der Aufgaben stellt sich eine Struktur ein, die es ermöglicht diese zu erledigen. Im Prinzip arbeitet jeder danach – allerdings ungeordnet. Und genau diese Unordnung stresst!

Vielleicht kommt die Frage auf: Was mache ich mit einer Aufgabe, die ich nicht direkt erledigen kann? Ganz klar: ein Organisationssystem muss her! Das könnte ein Terminkalender, To-Do-Listen oder eine Projektliste sein. Wichtig ist nur, sich genau aufzuschreiben, welche Handlung nötig ist. Wenn ich „Einkaufen“ aufschreibe, dann habe ich vielleicht im Kopf, dass mir in drei Tagen die Milch ausgeht, aber genau das ist das Problem – es steckt im Kopf. Stattdessen lieber „Milch einkaufen“ auf die To-Do-List. Oder statt „Lernen“ „Übung 1 durchrechnen“ notieren.

Natürlich ist es wichtig, diese Listen regelmäßig durchzusehen. Gute Zeitpunkte wären abends vorm Schlafen oder morgens vor dem Verlassen des Hauses. Dabei stellt sich vielleicht die Frage: Wie entscheide ich, was ich zuerst machen soll? Orientierungsmöglichkeiten sind da die verfügbare Zeit (10 Minuten vor der Vorlesung schaffe ich vielleicht ein paar Mails, aber kein Kapitel einer Vorlesung), die verfügbare Energie und die Priorität.

Diese ganzen Punkte sind eigentlich nur das Anwenden des gesunden Menschenverstandes. Aber dieser geht im Stress gerne mal unter oder ihm wird nicht genug vertraut. Meistens geht der aktive Part schneller als erwartet von der Hand, wenn nur einmal angefangen wird mit der Aufgabe.

Frustration und Überforderung wurzeln meistens in einer nicht eingehaltenen Abmachung mit uns selbst. Wollte ich heute eigentlich das Bad putzen und danach noch etwas für die Uni machen, habe aber die ganze Zeit nur auf Netflix rumgehangen, dann stellt sich Frustration ein, weil ich das Vertrauen in mich selbst verloren habe, weil ich mich nicht an eine Abmachung mit mir selbst gehalten habe. Dadurch, dass ich weiß, wie ich bekomme was ich will (Klo putzen, Dusche säubern, Waschbecken schrubben, Vorlesung 2 zusammenfassen, Notizen dazu durchlesen, Thema XY verstehen), weil ich definiert habe, wie ich das Ziel erreiche, fällt es deutlich leichter es zu erreichen. Die Lösung ist schlussendlich dafür zu sorgen, dass das auch passiert! Dann klappt es auch mit dem nächsten Semester, ohne Wochen in der Bibliothek zu bringen und trotzdem abends enttäuscht nach Hause zu gehen und sein Studium in Frage zu stellen.

– von Hendrik Heider, ASk e.V.


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