Noch nicht überzeugt? Hier kommt eine Geschichte über das Netzwerken von unserer Kollegin Marina:
Marina, schön, dass du Zeit hast! Wir steigen direkt ein. Erzähl doch mal: Welche Rolle haben berufliche Netzwerke bisher in deinem Leben gespielt?
Berufliche Netzwerke waren an ganz vielen Stationen wichtig für mich. Es fing schon damit an, als ich zur Schule gegangen bin, dass ich total gerne Texte geschrieben habe und dann festgestellt habe, dass einer meiner Nachbarn bei der Zeitung arbeitet. Der hat mir dann ein Schülerpraktikum vermittelt. Es war damals bei der Zeitung auch so, dass immer gesagt wurde, du kriegst da gar kein Praktikum, es sei denn, einer deiner Verwandten arbeitet dort. Ich hatte eben das Glück, dass mein Nachbar bei der Zeitung war und mich da sozusagen reinschleusen konnte. Es ist schon total unfair, dass man Glück haben muss, jemanden zu kennen. Aber der Studienkompass kann dir diese Netzwerke bieten, die du in deinem persönlichen Umfeld nicht hast. Es hilft total, auch mal den Studienkompass anzusprechen! Ob da jemand bei der Zeitung arbeitet oder in einem Unternehmen, einer Branche, die dich interessiert.
Durch das Schulpraktikum damals bin ich zur Jugendzeitung gekommen und konnte dort auch nach dem Praktikum noch regelmäßig zu den Konferenzen gehen. Ich habe da viel gelernt. Zum Beispiel: wie ich recherchiere, Interviews führe oder einfach auf Menschen zugehe und Kontakte herstelle für Zeitungsartikel. Das hat mir auch im Studium schon sehr geholfen, das geübt zu haben.
In späteren Stationen war es dann so, dass ich mich im Studium auf ein Stipendium beworben habe. Das war eine finanzielle und ideelle Förderung. Neben dem Geld hatte ich also auch ganz andere Netzwerkmöglichkeiten. Ich konnte zu Akademien und Vorträgen fahren und habe dort andere Stipendiatinnen und Stipendiaten und Dozierende kennengelernt und Freundschaften geschlossen. Einer dieser Freunde hat mir sogar später noch ein Job vermittelt. Ich habe ihm einfach mal erzählt, dass ich nichts zu tun habe und was ich machen soll. Da meinte er, er schreibt für einen Themendienst und könnte mich empfehlen. Und dann habe ich durch seinen Kontakt einen Job gefunden.
Eine Dozentin war auch immer sehr bedacht darauf, den Teilnehmenden langfristig weiterzuhelfen. Irgendwann wollte ich mich beruflich umorientieren, aber ich wusste nicht so richtig, wie. Ich brauchte da jemanden, der schon mehr Erfahrung und ein paar Stationen hinter sich hat. Die konnte ich dann anrufen und habe gefragt „Hey, kannst du mir einen Rat geben?“ – das war total hilfreich und hat mir total viel gegeben!
Was waren deine ersten Steps? Wie hast du angefangen, dir ein Netzwerk aufzubauen?
Ich habe gar nicht so bewusst angefangen. Das war eher so, dass ich ein Mindset entwickelt habe. Gerade bei den Recherchen für die Zeitung habe ich mir immer, wenn ich neue Leute kennengelernt habe, auch im Privaten, gedacht: „Oh, zu welchen Themen könnte dieser Mensch wohl Expertin oder Experte sein?“ Also ich habe eher darüber nachgedacht, wen kenne ich oder wen kenne ich, der jemanden kennt, der einfach eine interessante Geschichte hat? Oder jemand, der mich auf neue Ideen bringt. Das waren eigentlich so die ersten Steps.
Und was auch immer total gut ist: Kontaktdaten sammeln! Jemanden bei Instagram hinzufügen oder das LinkedIn-Profil oder die Handynummer einspeichern. So dass man immer noch später diese Person kontaktieren kann.
Welchen Rat hast du denn an unsere Teilnehmenden für ein berufliches Netzwerk? (Tipps für Stips!)
Seid offen! Seid kontaktfreudig und trainiert das auch. Auch wenn ihr introvertiert oder schüchtern seid. Ich war mit 15/16 auch nicht super selbstbewusst. Ich habe das ganz lange trainiert, auf Menschen zuzugehen und offen zu sein.
Nehmt ganz viele Chancen wahr! Geht zu Berufsmessen. Wenn es beim Studienkompass Exkursionen gibt zu einer Firma, wo ihr erst denkt, „Das interessiert mich aber gar nicht!“, geht trotzdem mit! Es kann immer sein, dass ihr auch andere Abteilungen kennenlernt, wie zum Beispiel die Pressestelle. Oder die Personalabteilung. Du weißt einfach nie, wann du mal jemanden kennenlernst, der dir später vielleicht mal weiterhelfen kann.
Wenn ihr dafür offen seid und diese Möglichkeiten wahrnehmt, dann habt ihr viel bessere Chancen, ein Netzwerk aufzubauen.
Netzwerken – wie stelle ich das nun an?
Es gibt verschiedene Arten und Wege, sich ein Netzwerk aufzubauen. Wir möchten dir hier zwei Klassiker vorstellen: das Netzwerken in Präsenz auf einen Event und das Netzwerken in digitaler Form im Internet. Los geht’s!
Erfolgreich Netzwerken auf einem Event
Bevor es nun endgültig losgeht, solltest du dich einmal selber fragen: Welche Branche/Welches Berufsfeld interessiert mich eigentlich? Es gibt so viele spannende Berufe – bevor du dich ans Netzwerken machst, überleg erst mal, was du damit erreichen möchtest.
Allgemein solltest du dir erst mal die Frage stellen: Was genau erwarte ich jetzt von meinem Netzwerk? Zum Beispiel:
- Tipps, meinen Traumberuf zu bekommen
- Einen Praktikumsplatz
- Neuen Input
Für ein selbstbewusstes Auftreten vor anderen werde dir deiner eigenen Stärken und Kompetenzen bewusst (nicht umsonst ist das Thema beim Studienkompass so relevant 😊). Welche Vorteile bietest genau du deinen Netzwerkpartnern? Was kannst du besonders gut, was andere vielleicht nicht können? Auf welchem Themengebiet bist du so ein/e richtige/r Expert/in? Oder worin möchtest du einmal richtig gut und besser als alle anderen sein?
Ein guter erster Überblick kann ein sog. Persönlichkeitstest im Internet sein. Zum Beispiel der Myers-Briggs-Typenindikator. Vielleicht erkennst du dich hier ja auch wieder?
Sprich auch mit anderen! Zum Beispiel mit deinen Mentorinnen und Mentoren oder den anderen Stips aus deiner Regionalgruppe und frag Freundinnen, Freunde und Familie. Wir sind meistens viel zu streng mit uns selbst und erkennen unsere eigenen Stärken oft gar nicht.
So, nachdem du weißt, wo es hingehen soll und was deine Stärken sind, let’s go! Jetzt werden Kontakte geknüpft!
So findest du ein passendes Event
Ein Klassiker für den Aufbau eines Netzwerks sind diverse Events und Jobmessen.
Zum Beispiel die Jobmesse Deutschland – die tourt mehrmals im Jahr durch das Land. Auf der Website erfährst du, wann genau sie auch in deiner Nähe ist.
Zeitungen sind auch eine gute Anlaufstelle, um up to date zu bleiben, was so in nächster Zeit stattfinden wird. Zum Beispiel der Stellenmarkt der FAZ.
Die Website Karrierebibel bietet nicht nur allgemein wertvolle Tipps für Bewerbungen und Gespräche, auch hier findest du nahezu alle wichtigen Messen und Events aufgelistet.
Du interessierst dich für die Welt der Start-ups? Auch hier gibt es viele tolle Events, auf denen du die dich connecten kannst!
Und natürlich, falls du studierst: Halte die Augen an deiner Uni offen. Auch hier gibt es mit Sicherheit regelmäßig Events, Gespräche und Vorträge, die du nutzen kannst. Wirf öfter mal einen Blick auf das Schwarze Brett oder trage dich in Newsletter ein.
Das 1x1 des Smalltalks
Der Moment ist da. Du stehst auf einem Event oder einer Messe und hast eine Mission: Du möchtest Kontakt haben zu jemandem, der deinen Traumberuf ausübt! Oder zu jemandem, der dich zu deinem Traumberuf bringen kann. Jetzt heißt es, selbstbewusst sein und ein Gespräch beginnen. Am besten gelingt das mit einer kleinen Runde Smalltalk.
Unter Smalltalk versteht man ein kurzes, eher belangloses Gespräch. Damit kann eine erste Basis zwischen dir und einer fremden Person geschaffen werden. Sind die ersten Hürden des Smalltalks überstanden und du und dein Gegenüber habt euch für ein paar Minuten über etwas unterhalten, ist meist schon das Eis gebrochen und du kannst mit deinem Anliegen loslegen.
Damit nichts schiefgeht, hier unser kleines 1x1 des Smalltalks und als Inspiration ein paar Fragen, die du für den Beginn stellen kannst.
Du wirst sehen: Wenn du das zwei-, dreimal gemacht hast, wird es dir viel leichter fallen!
Ein Gespräch beginnen
Die wichtigsten Tipps zuerst: Sei und bleibe höflich! Sei mutig und aufgeschlossen!
Du musst beim Smalltalk nicht beweisen, was für ein redegewandter Mensch du bist. Ganz im Gegenteil. Smalltalk soll bewusst auch mal locker gehalten werden. Also: Sei einfach du selbst und verstell dich nicht! 😊
1. Der erste Eindruck zählt!
Ein positiver erster Eindruck ist wichtig für den Verlauf des Weiteren Gesprächs. Deshalb: Lächle dein Gegenüber nett an und beginne das Gespräch mit einer freundlichen Begrüßung. Schau dabei deinem Gegenüber in die Augen und halte so gut es geht den Blickkontakt.
2. Die richtigen Fragen stellen
Versuche nur wenige oder gar keine „Ja/Nein“-Fragen zu stellen. Am besten eignen sich Fragen, die zu längeren Antworten führen. Wichtig: Höre aufmerksam zu, damit du auf relevante Dinge reagieren kannst. Auch kannst du in späteren E-Mails oder Telefonaten auf bestimmte Themen im Gespräch zurückgreifen. Zudem ist es wichtig, weiterführende Fragen zu stellen, damit das Gespräch am Laufen bleibt und nicht wieder abbricht. Du kannst auch zwischendurch dein Smartphone oder Notizheft zücken, wenn du dir besonders wichtige Informationen aufschreiben möchtest. Dieser Move signalisiert oft ernsthaftes Interesse!
3. Eine Verbindung aufbauen
Smalltalk ist kein deepes Gespräch über dich und dein Leben. Trotzdem sollte man darauf achten, dass auch hier eine persönliche Verbindung zustande kommt. Du kannst z. B. kurze Geschichten aus deinem Arbeits-/Uni-Leben teilen, die relevant sind. Erzähl kurz etwas über dich, was du gerade machst/studierst/arbeitest, welche Erfahrungen du bereits gemacht hast und was dich vielleicht bisher am meisten beeindruckt hat, wo dein Weg hingehen soll, was deine Wünsche sind.
Vorsichtig mit sensiblen Themen! Allzu persönliche oder auch kontroverse Themen sollten vermieden werden (No-Gos sind zum Beispiel: Politik, Religion, diskriminierende Themen, Krankheiten usw.). Auch solltest du es vermeiden, über den Klassiker zu reden: keine Sprüche über das Wetter! :D
4. Feedback – aber positiv
Wenn dein Gegenüber etwas Interessantes aus seinem/ihrem Arbeitsleben erzählt oder besondere Leistungen erbracht hat, gib gerne eine kurze Wertschätzung ab! Ein kurzes „Oh wow, das ist aber cool/spannend/toll!“ reicht völlig aus. Auch wenn du es mit jemandem zu tun hast, der/die vielleicht schon sehr lange in dem Beruf ist oder sehr viel Erfahrung hast, kannst du das kurz positiv anmerken.
5. Kontaktinformationen austauschen
Wenn das Gespräch gut verlaufen ist, auf keinen Fall vergessen, Kontaktinformationen auszutauschen. E-Mail, Telefon, LinkedIn (wie genau du LinkedIn zum Netzwerken nutzen kannst, erfährst du weiter unten) – am besten fragst du dein Gegenüber, welcher Kontaktweg ihm/ihr am liebsten ist.
Bedank dich für das Gespräch und beende es am besten mit dem Versprechen, dass du dich melden wirst (sofern der Kontakt sich für dich als gewinnbringend herausgestellt hat).
Manchmal merkt man auch, dass das Gegenüber nicht der richtige Mensch für einen ist. Das kann passieren und ist total normal. Dann kannst du dich ganz einfach aus der Nummer rausziehen. Zum Beispiel kannst du sagen, dass du noch zu Vortrag xy möchtest. Oder du bist noch mit jemandem zu einem bestimmten Zeitpunkt verabredet und möchtest nicht zu spät kommen. Kleine Lügen sind hier erlaubt! 😊 Oder du sagst offen und ehrlich, dass du das Gefühl hast, dass dich dieses Gespräch nicht weiterbringt. Das fällt vielen Menschen aber schwer – von daher ist gegen kleine Ausreden, mit denen man sich wohler fühlt, nichts einzuwenden! Bedanke dich aber auch hier nett für das Gespräch, bevor du dich davonmachst.
6. Follow-up
Der erste Meilenstein im Netzwerk! Du hast jemanden gefunden, der für ein Praktikum, eine Stelle oder Idee von dir wichtig sein kann. Vergiss nicht, deinem Gesprächspartner/in ein Follow-up zu schicken. Meistens passiert das über E-Mail oder einer Nachricht auf LinkedIn. Bedank dich für das nette Gespräch, geh nochmal auf den Ort und die Zeit ein, wo ihr euch getroffen habt, und schildere am besten nochmal kurz dein Anliegen. Lass zwischen deiner Nachricht und dem Kennenlernen am besten nicht zu viel Zeit vergehen und melde dich so bald wie möglich.
Das solltest du bei einem Event vermeiden
Jetzt ging es viel darum, worauf du alles achten und was du machen solltest. Natürlich gibt es auch beim Smalltalk ein paar No-Gos. Die findest du zum Beispiel auf der Seite Karrierebibel.de
Du magst noch mehr darüber wissen, wie man gute Gespräche führt? Dann schau doch mal hier vorbei.